Neubeginn durch die Liebe zu Pilotenuhren
Initiator und Realisator des kühnen Plans, die Berliner Traditionsmarke ASKANIA wiederzubeleben und zu einer feinen Adresse für hochwertige handgebaute Uhren zu machen, war Leonhard R. Müller. Er stammt aus der Goldschmiedestadt Pforzheim, verbrachte einen Teil seines Berufslebens in der Uhrenbranche in der Schweiz und verkörpert heute als Vorstandsvorsitzender wie kein anderer die Wiedergeburt der ASKANIA AG in Berlin.

Der Urknall
Die Wurzeln
Um die Jahrhundertwende
Ein Gütebeweis für die Bambergwerke und später für ASKANIA war die Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Kunden, wie Junker, Zeppelin, Dornier, Messerschmidt, Bücker, Siemens & Halske oder die Schottwerke Jena. Eng kooperierte Bamberg auch mit der Kaiserlichen Marine, für die er der Hauptlieferant von Messinstrumenten wurde. Die erfolgreiche Entwicklung setzt sich auch fort, als Carl Bamberg 1892 im Alter von 44 Jahren verstarb und zunächst seine Witwe Emma Bamberg, geb. Roux, und 1904 sein Sohn Paul Adolf Bamberg die Leitung des feinmechanischen Betriebes übernahmen. In der Zeit vor und nach der Jahrhundertwende wurden zum Beispiel ganze Serien hochpräziser wissenschaftlicher Apparate wie Koordinaten-Messgeräte zum Ausmessen großformatiger fotografischer Glasnegative aus den Gebieten Physik, Astronomie und Geodäsie produziert. Damit stand das Unternehmen in Konkurrenz zu bekannten Firmen wie Carl Zeiss Jena oder Adam Hilger London, erlangte aber auch internationales Ansehen in Wissenschaftskreisen.
Höhepunkt
Seinen Höhepunkt erreichte das von Carl Bamberg gegründete Unternehmen in den beiden Jahrzehnten zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg. In dieser Zeit leitete Max Roux das Unternehmen.
Durch Zusammenschluss mit der Central-Werkstatt für Gasgeräte GmbH in Dessau entstand 1921 die ASKANIA-WERKE AG. Der Name und die Krone als Firmensignet nehmen Bezug auf das Adelsgeschlecht der Askanier, die vor allem im hohen und späten Mittelalter eine herausragende geschichtliche Bedeutung für weite Teile des heutigen Ostdeutschlands hatten. Albrecht der Bär war ihr erster bedeutender Vertreter. Er trieb die deutsche Besiedelung der slawischen Grenzmarken maßgebend mit voran und gründete schließlich die Mark Brandenburg. Nach der Fusion wurde die ASKANIA-WERKE AG mit Standorten in Berlin und im Berliner Umland zum bedeutendsten deutschen Unternehmen für Luftfahrt- und Navigationsinstrumente. Am Ende der 1920er Jahre hatte ASKANIA neben Zweigstellen in Deutschland auch Niederlassungen in Paris, Houston und Chicago.
Innovationen
Seit den 1920er Jahren baute die Firma auch Filmprojektoren, Stereoskopie-Kameras und Filmkameras, die unter anderem bei den UFA-Dreharbeiten zu den Filmen „Der Blaue Engel“ mit Marlene Dietrich und „Quax, der Bruchpilot“ mit Heinz Rühmann oder bei Leni Riefenstahls „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ zum Einsatz kamen. 1935 wurde die erste tragbare Schulterkamera der Welt, die ASKANIA Schulterkamera, vorgestellt. Während der Olympischen Sommerspiele 1936 kamen Zeitmessinstrumente und Filmkameras zum Aufzeichnen der Wettbewerbe zum Einsatz.
Mit ASKANIA-Filmkameras drehte auch noch Völker Schlöndorff Teile des berühmten Films „Die Blechtrommel“. Die Nachtfluginstrumente, Bordinstrumente und Pilotenuhren halfen Pionieren der Luftfahrt wie Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld bei seiner Atlantik-Erstüberquerung oder Elly Beinhorn bei ihren Langstrecken-flugrekorden. ASKANIA-Bordinstrumente waren in zahlreichen Flugzeugen, unter anderem in denen der Lufthansa, eingebaut. In den 20er bis 40er Jahren gibt es kaum ein Flugzeug ohne ASKANIA-Bordinstrumente, die bei jedem Wetter, in jeder Situation und zu jeder Tages- und Nachtzeit zuverlässig ihren Dienst versahen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die ASKANIA-WERKE aufgesplittet. Beispielsweise entstand aus dem Zweigwerk in Teltow im Januar 1946 die ASKANIA Feinmechanik und Optik GmbH Teltow, eine Tochter-gesellschaft der ASKANIA-WERKE AG Berlin-Friedenau. Alles in allem wurde die ASKANIA-Geschichte nach 1945 stark von den zunehmenden Konflikten zwischen den Alliierten Siegermächten beeinflusst. Rechtliche Auseinandersetzungen und ein ständiges Hin und Her führten zu einem immer größeren Bedeutungsverlust für die einzelnen ASKANIA-Sparten. In den 1960er Jahren schließlich ging ein erheblicher Teil der verbliebenen Fertigungsstätten der ASKANIA Werke AG in anderen Unternehmen auf. ASKANIA wurde 1971 zum Großteil von Siemens übernommen.
Damit kam ein typisches Beispiel deutscher Industriegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts vorläufig zum Abschluss. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert gestartet, nahmen viele Firmen eine erfolgreiche Entwicklung, die durch Faschismus und Krieg allerdings häufig zum Erliegen kam. Im Fall ASKANIA konnten einige Sparten ihre Arbeiten fortsetzen, darunter die von Leonhard R. Müller zum neuen Leben erweckte ASKANIA Uhrenmanufaktur in der deutschen Hauptstadt.